Unsere Heimat und wir

Wir leben hier in Langenegg in äußerst glücklichen, privilegierten Umständen. Wir sind mehr als gut versorgt mit Wasser und Nahrung, haben in der Regel ein schönes (Eigen)Heim, verfügen über ein Einkommen, leben in einer friedlichen, sicheren Umgebung und die meisten von uns haben den Luxus, bewusste Konsumentscheidungen zu treffen. Doch wir gehören auch zu den reichsten zehn Prozent der Weltbevölkerung (mehr als 1000€ Einkommen/Monat) und sind damit überproportional verantwortlich für den Ausstoß von klimaschädlichen Gasen.

Das fleißige Arbeiten, der materielle Wohlstand, ein gewisser hoher Lebensstandard gehören in gewisser Weise zu unserer Identität als Vorarlberger:in. Was wäre, wenn wir unsere vielen Qualitäten, unser Know-How und unsere tiefe Verwurzelung in der Heimat dafür nutzen, dass Gegenwart und Zukunft lebenswert sind und bleiben? Wir können unserer Mentalität und unseren Traditionen treu bleiben und trotzdem offen sein für die notwendigen Veränderungen, die diese Zeiten erfordern.

Wird das bedeuten, dass jeder Einzelne von uns auf bestimmte Annehmlichkeiten verzichtet? Bedeutet es, dass wir unsere Lebensweise zum Teil drastisch ändern müssen? Ja, das bedeutet es. Und gleichzeitig gewinnen wir dabei. Lieber heute freiwillig manche Gewohnheit aufgeben, als in naher Zukunft keine Wahl mehr zu haben.

Die Umwelt oder das Klima zu schützen, das tun wir für uns als Angehörige der Spezies Mensch. Die Erde wird auch ohne uns weiter existieren. Aber wir können ohne eine gesunde Erde und ein gesundes Klima nicht (über)leben.

Und deshalb wenden wir uns heute an DICH! Wir können das Artensterben, die Flut an Plastikmüll, die Klimaerwärmung und vieles andere nicht alleine aufhalten. ABER wir können heute an Ort und Stelle unsere Zeit und Energie darauf verwenden, all das zu tun, was in unserer Macht steht. Und das ist gar nicht so wenig.

Egal wie alt du bist, welchem Geschlecht du angehörst, woher du kommst, wie viel du verdienst, welcher politischen Gesinnung du folgst oder woran du glaubst – DU kannst einen Unterschied machen und Teil der Lösung sein, anstatt des Problems.

Unser Wunsch an dich: informiere erst dich und dann andere, bleibe kritisch, nutze deinen berechtigten Zorn über Missstände, frage nach, sei unbequem, suche dir Dein Themen- und Einsatzgebiet, engagiere Dich, fordere Dich heraus, diskutiere. Es gibt viele Arten, aktiv zu werden und uns bleibt keine Zeit mehr für Ausreden.

Es gibt tolle Bücher mit vielen Ideen, was DU alleine und mit anderen auf die Beine stellen kannst (auch in der Langenegger Bücherei), das Internet ist voll mit wissenschaftlich fundierten Informationen und Inspirationen, Du kannst auf der Gemeinde und beim e5-Team nachfragen…

Es mangelt nicht an Wissen, sondern an der Bereitschaft, es umzusetzen.

Hört sich das für dich nach einem Verlust von Lebensqualität an?

  • Du bist körperlich fit und gesund, weil du viele Wege zu Fuß und mit dem Rad zurücklegst. Wenn das nicht möglich ist, fährst du bequem und günstig mit den Öffis oder teilst ein Elektro-Auto mit deinen Nachbar:innen.
  • Du freust dich jeden Tag auf bunte, pflanzenbasierte, biologische Gerichte mit Gemüse und Obst aus der Nähe und probierst neue Rezepte aus. Fleisch und Milchprodukte aus der Region genießt du am Sonntag und an Festtagen.
  • Im Dorfladen gibt es ein breites Angebot an regionalen Lebensmitteln, die nicht in Plastik verpackt sind, ökologisch erzeugt wurden und den Aufpreis dafür zahlen wir gerne, weil wir wissen, dass bei billigen Lebensmitteln nur der Schaden für Mensch und Natur nicht miteingerechnet wurde.
  • Du bist aufgehoben in einer gelebten Nachbarschaft, in der Gegenstände und Wissen miteinander geteilt werden. Du musst nicht mehr alles selber kaufen, weil Leihen ganz selbstverständlich ist.
  • Unsere Landwirte bauen für uns wertvolle, biologische Lebensmittel an, halten ihre Tiere artgerecht und schützen gleichzeitig Böden und Artenvielfalt – sie haben unseren Rückhalt und wissen, dass wir sie durch unseren Einkauf bei ihrer Arbeit unterstützen.
  • Unsere intakten Wälder, Gewässer und vielen Naturschutzgebiete bleiben Orte der Entspannung und Erholung, wir gehen achtsam mit ihnen um.
  • Durch deinen reduzierten Konsum, die tollen Sharing-Angebote, Reparaturmöglichkeiten, Tauschpartys und Zweitnutzung (von Kleidern, Spielzeug, etc.) brauchst du weniger Geld, reduzierst deine Arbeitszeit und verbringst mehr Zeit mit deiner Familie, Freund:innen, Hobbys.
  • Im Garten summt und flattert es rund um die heimischen Wildblumen, Kinder naschen an den Himbeersträuchern und unter der Dorflinde sitzt man im Sommer zum Plauschen zusammen.
  • Urlaub lässt du es dir in deinem Naturgarten gut gehen, entdeckst die Perlen unserer Region, nutzt die Gemeinschaftszonen im Dorf oder erkundest Europa mit dem Zug. Ans Fliegen hast du schon lange nicht mehr gedacht.
  • Von der Spielgruppe bis zur Hauptschule – unsere Kinder lernen in Zusammenhängen zu denken, sie lernen Kooperation, Streitkultur
    und Demokratie zu leben, sich miteinander und gemeinsam für unsere Erde zu engagieren.
  • Aufgrund des viel niedrigeren Verkehrsaufkommens ist es sicherer geworden, unsere Kinder können alle Wege bedenkenlos alleine zurücklegen und es gibt mehr Begegnungszonen.

Diese Liste könnte noch endlos weitergeführt werden.

Wir haben nur diesen einzigen, verletzlichen, wunderschönen Planeten. Sind wir also alle Teil einer hoffnungsvollen Bewegung und machen jeden Tag einen weiteren Schritt in eine bunte, vielfältige Zukunft.

Dein e5-Team Langenegg