Auf dem Prüfstand – unsere Moorflächen im Nord

Moore sind weltweit einmalige Lebensräume für seltene und gefährdete Arten. Trotz widriger Bedingungen durch saure, nährstoff- und sauerstoffarme Böden, finden sich dort wahre Überlebenskünstler wie die fleischfressende Pflanze „Sonnentau“ oder seltene Schmetterlinge und Libellen. Vorwiegend Moose bilden die Torfböden, die im Klimaschutz eine immer bedeutendere Rolle spielen. Torf entsteht durch das Absterben der sogenannten Torfmoose. Während das Moos über dem Boden in den Farben grün oder rot wächst, stirbt es unterhalb langsam ab und bildet den Torf. Bei guten Bedingungen, was für das Moor viel Niederschlag bedeutet, wächst der Moorboden ca. 1mm pro Jahr.

Der vordere Bregenzerwald bietet mit seinen vielen Mulden und Tälern, die durch die eiszeitlichen Gletscher geformt wurden, seinen teils tonigen Untergründen und den hohen Niederschlagssummen pro Jahr ideale Bedingungen für unsere Moore. Da diese das klimaschädliche CO2 binden und die Moose das bis zu 30fache ihres Eigengewichtes an Wasser speichern können, sind gesunde Moore sehr wichtig für Klima- und Hochwasserschutz.

Die Gemeinde Langenegg hat sich bereits 2003 dazu entschieden, das Nord unter Schutz zu stellen. Somit sind insgesamt 38,86 ha als örtliches Schutzgebiet ausgewiesen, um den Charakter des Gebietes zu erhalten und den Bestand der Streuwiesen zu sichern.

Das LIFE-Projekt „AMooRe“, welches in der Abteilung „Umwelt- und Klimaschutz“ beim Land Vorarlberg angesiedelt ist, finanziert derzeit Moorrenaturierungen, aber auch Fachplanungen, die den aktuellen Zustand eines Moores feststellen sollen. So konnte durch die Fachplanerin Cornelia Siuda, mit Unterstützung des Naturparks Nagelfluhkette, die gesamte Fläche begangen und beprobt werden. Der Zustand der Streuwiesen, die Moortiefen, die Torfzusammensetzungen und der Fortschritt der Verbuschung lieferten die Details, wie es um unsere Moore in Langenegg steht.

Das ausgezeichnete Ergebnis gleich vorweg: Das Langenegger Nord ist in einem sehr guten Zustand! Die Flächen können durch ausreichend Wasser weiterhin das schädliche CO2 gut speichern.

Durch die fachgerechte Bewirtschaftung der Streuwiesen kann der Lebensraum für die seltenen Arten wie Torfmosaikjungfer oder Hochmoorgelbling weiterhin erhalten werden. Die kleinstrukturierten unterschiedlichen Lebensräume tragen so maßgeblich zur Erhaltung der Artenvielfalt bei.

Spannend ist die Mächtigkeit des Torfbodens, der über dem tonigen Untergrund einer ehemaligen Grundmoräne eines Gletschers liegt und somit kein Wasser durchlässt. Mit einer maximalen Höhe von bis zu 2,60m schätzen wir das Langenegger Nord auf ca. 2.600 Jahre.

Um die Moortiefe zu bestimmen, wird mit einem sog. „Mohrbohrer“ gearbeitet. Hierzu wird der Oberboden mit einem Spaten abgestochen und im Anschluss langsam durch jede Schicht durchgebohrt. Mit einer Klappsonde kann der Torf unverändert nach oben gezogen werden. Dies wurde insgesamt an 37 Bohrpunkten gemacht, um einen Überblick der unterschiedlichen Moortiefen und der Torfzusammensetzung zu erhalten.

Im westlichen Teil der Moorflächen finden sich trotz ehemaliger Torfstiche immer noch bis zu 1,45m hohe Torfböden. Im Osten der untersuchten Fläche sind großteils sog. Gleyböden mit einer Höhe von max. 1m vorhanden. Gleyböden sind Böden mit ähnlichen Eigenschaften wie Torfböden. Sie unterscheiden sich aber in ihrer Zusammensetzung und somit in ihrem Bewuchs. Im Gegensatz zum Hochmoor, welches nur durch Regen Wasser erhält, sind Gleyböden auch durch Grundwasser mit Nährstoffen versorgt – ähnlich einem Niedermoor. Niedermoore entstehen meist nach der Verlandung eines Sees, werden auch durch Grundwasser gespeist und werden, wenn die Torfmoose weiter wachsen, zu einem Hochmoor.

Entlang von ehemaligen Torfstichkanten und den Grabenstrukturen breiten sich bereits seit 1950 Gehölze aus. Viele der damals angelegten Grabenstrukturen, sind inzwischen verwachsen und entwässern nicht mehr. Für das Moor ist das eine sehr gute Entwicklung, da so mehr Wasser und somit auch mehr CO2 gespeichert werden kann.

Wie geht es nun künftig mit den Moorflächen weiter? Ganz einfach, wie bisher. Die Streuwiesen werden 1x pro Jahr gemäht, sowie das Mahdgut weiterhin abtransportiert. Die meisten Gräben, die von ehemaligen Torfstichen noch vorhanden sind, sind bereits verwachsen und schaden dem Moor durch Entwässerung somit nicht mehr. Die Gräben, die noch im Betrieb sind, dürfen weiterhin so bleiben wie sie sind, um eine Bewirtschaftung zu ermöglichen. Durch die angrenzenden Flächen, die regulär bewirtschaftet werden, dürfen keine Nährstoffe ins Moor gelangen. Hier kann überlegt werden, ob man sog. „Biodiversitätsstreifen“ um die Moorflächen herum anlegt. Diese würden als Puffer gegen den Nährstoffeintrag dienen und sogar gefördert werden. Der Naturpark Nagelfluhkette wird die Gemeinde künftig bei der Besucherlenkung und der Öffentlichkeitsarbeit unterstützen.

Helft bitte mit, unser gemeinsames Naturjuwel zu erhalten! Was ihr hierfür tun könnt? Ganz einfach: Auf den Wegen bleiben, Müll und Hundesäckle wieder mitnehmen, sowie keine Pflanzen auszureißen, ist für ein respektvolles Miteinander doch selbstverständlich.

Der Naturpark Nagelfluhkette bedankt sich im Namen aller bei der Abteilung IVe „Umwelt und Klimaschutz“ für die Finanzierung, bei der Gemeinde Langenegg für die Organisation beider Veranstaltungen, sowie beim Landwirtschaftsausschuss, dem e5-Team und den Grundbesitzer:innen für die Offenheit gegenüber diesem Thema.

Autorin: Carola Bauer, Naturpark Nagelfluhkette